Schauspieler
Klaus Maria Brandauer
Minetti
KLAUS MARIA BRANDAUER
LIEST
MINETTI VON THOMAS BERNHARD
MUSIK:
ausgewählt von Arno Waschk, Pianist
BESETZUNG:
Klaus Maria Brandauer, Sprecher
Arno Waschk, Klavier
Am Silvesterabend in einem drittklassigen Hotel in Oostende wartet der Schauspieler Minetti auf den Flensburger Schauspieldirektor. Nach dreißig Jahren will er in Flensburg noch einmal den Lear spielen, die Rolle, die ihn einst berühmt gemacht hat. In früheren Tagen war Minetti selbst Theaterdirektor in Lübeck: man hat ihn verjagt, weil er sich der klassischen Literatur verweigerte. Das Warten ist vergeblich. Da der Flensburger Intendant nicht erscheint, bleibt der große Minetti allein im Schnee zurück.
Thomas Bernhard schrieb Minetti als Hommage an den Schauspieler Bernhard Minetti (1905-1998), der in der Uraufführung durch Claus Peymann 1976 sich selbst darin verkörperte. Auch das reale Leben des Schauspielers Werner Krauß (1884-1959) liegt dem Stück als biografische Folie zugrunde. Die literarische Würdigung dieser Ausnahmeschauspieler - und des Ausnahmeschauspielers, wie auch des alternden Künstlers als Typus - ist zugleich ein Abgesang auf die Theaterkunst, der die Zwiegesichtigkeit der Realität zwischen Ernst und Lächerlichkeit offenbart.
„Wir entwickeln fortwährend / eine Tragödie / oder eine Komödie / wenn wir die Tragödie entwickeln / im Grunde doch nur eine Komödie und umgekehrt.“